Die Idee, ein Anti-Aggressions-Training als Maßnahme bei Gewaltstraftäter einzusetzen, wurde in der Mitte der 80-er Jahre in der Jugendstrafanstalt Hameln aufgegriffen. Ziele waren (und sind) es, Gewalttätern Alternativen zu gewalttätigem Handeln aufzuzeigen, Rechtfertigungsstrategien abzubauen und Opferempathie entstehen zu lassen. Das klassische AGT arbeitet dabei unter anderem mit dem Mittel des „heißen Stuhls“, bei welchem der betroffene Teilnehmer durch massive Provokationen unter Druck gesetzt wird und beweisen muss, dass er diese aushält. Der Teilnehmer wird zusätzlich gezielt in die Situation eines Opfers versetzt, wodurch die Opferempathie gestärkt werden soll. Voraussetzung für eine angemessene Auseinandersetzung ist die Bereitschaft der Teilnehmer, sich offen mit ihren Straftaten auseinanderzusetzen.

An die Konfrontationsphase schließt sich eine Kompetenzphase an, in welcher die Teilnehmer mit Hilfe von Rhetorik-, Schauspiel- und Deeskalationstraining Verhaltensalternativen einüben. Es folgt eine Nachbetreuungsphase, in der z.B. Nachtreffen stattfinden bzw. Kursteilnehmer als Co-Trainer einen weiteren Kurs begleiten.

Bei der Entwicklung und Durchführung eines AGT spielen verschiedene psychologische Theorien mit entsprechenden Wirkungsweisen eine Rolle, welche in der folgenden Tabelle dargestellt wird (Zusammenfassung der Theorien in K.-C. Hein: Rechtliche Grenzen von Aggressivitäts-Trainings, Ss. 18-63)

Theorieabgeleitete Technik für AGT´sEingesetzte Techniken beim A-B-T
Ethologischer Ansatz: Aggression als angeborenes Verhalten, welches in der Wohlstandsgesellschaft in Form „aggressiver Langeweile“ ausgedrückt wird   Einbezug in Diskussionen
Frustrations-Aggressions-Theorie: Aggression als Folge vorhergehender Frustration   Einbezug in Diskussionen, vor allem bei der Aggressionsanamnese
Lerntheorien:

1. Klassisches Konditionieren: fehlerhafte Konditionierung i.S. einer Verknüpfung straffälligen Verhaltens mit e. positiven Reiz

2. Operantes Konditionieren: Er-lernen straffälligen Verhaltens durch erzielte Erfolge, gelegent-liche Misserfolge festigen das Verhalten (intermittierende Be-kräftigung)

3. Modelllernen: Beobachtung des Verhaltens und der Konse-quenzen bei Anderen führt zum entsprechenden Verhalten (u.a. zur Peer-Gruppe)

Koppelung prosozialen Verhaltens an angenehme Reize, wie z.B. Lockerungen oder außergewöhnliche Aktivitäten.

Durch konsequentes Feedback der Trainer sollen Alltags- und Lebenslügen aufgedeckt und die Hintergründe des Wechselspiels zwischen Gewalt und vermeidlicher Beliebtheit beleuchtet werden.

 

Voraussetzung für freies Beschäftigungs-verhältnis; Wert des Abschlusszertifikates bei der Strafvollstreckungskammer
Theorie der moralischen Entwicklung: Fehlentwicklung bei den Phasen führt dazu, dass aggressives Verhalten sich nicht reduziert.

Phasen:

1. präkonventionelle Phase: alles, was nicht bestraft wird, ist erlaubt

2. konventionelle Phase: alles, was andere nicht für gut heißen, ist ver-boten)

3. postkonventionelle Phase: selbstbe-stimmte Moral

Ziel ist das Erreichen der konventionellen Phase durch Formen einer positiven Peer-Gruppe, in welcher friedfertiges Verhalten nicht zum Statusverlust führt. Übung durch Aufenthalt im offenen Vollzug (Fehlverhalten führt zur Verlegung in den geschlossenen Vollzug und damit zu erheblicher Freiheits-beschneidung); Übung im Rahmen der  A-B-T Gruppe durch gegenseitige Konfrontation
Subkulturtheorie: in größeren sozialen Systemen bilden sich Subkulturen aus; so entstehen dissoziale Subkulturen mit eigenen Normen Vermitteln des Sinnes friedlichen Verhaltens; Vermitteln entsprechender Fertigkeiten Diskussion; Kompetenzphase
Halte- und Bindungstheorie: durch ein positives Selbstkonzept (innerer Halt) und soziale Bindungen (äußerer Halt) entwickelt ein Individuum norm-konformes Verhalten Unterstützung beim Aufbau tragfähiger sozialer Beziehungen Im allgemeinen im Rahmen des Aufenthaltes in der JVA Euskirchen durch die Förderung des Kontaktes zur Familie, Arbeit, etc.; im speziellen durch Beziehungsarbeit innerhalb des Kurses
Labeling approach: Die Person wird zunächst als delinquent i.S. der für die Gesellschaft entwickelten Norm erklärt und erfüllt diese Stigmatisierung Thematisierung von Schubladendenken Im Rahmen der Diskussionen
Reintegrative shame: bei dem im Kern als gut angesehenem Täter erfolgt durch Konfrontation mit seiner Scham eine Widereingliederung indem sein „Makel“ durch eine zeremonielle Geste zurückgenommen wird. Voraussetzung ist die Integration in ein soziales System. Konfrontation mit Schuld z.B. in Form des heißen Stuhls; verschiedene Rituale, Entwicklung einer Beziehung zwischen Trainer und Kursteilnehmern im Laufe der Zeit z.B. bei Aggressionsanamnese, Vertrag, Abschlusszertifikat
Rational-Emotiv-Therapie: Aggression entsteht durch Fehlwahrnehmung von Situationen   Aufklärung der Fehlattributionen im Rahmen des Kommunikationstrainings; Konfrontation durch Disput