Um den Erfolg des Aggressions-Bewältigungs-Trainings nachvollziehbar zu machen, füllen die Teilnehmer unmittelbar vor und unmittelbar nach Abschluss des Trainings den Fragebogen zur Erfassung von Aggressivitätsfaktoren aus.

Der Fragebogen zur Erfassung von Aggressivitätsfaktoren von Hampel und Selg ermittelt anhand von sechs Skalen (Spontane Aggressivität, Reaktive Aggressivität, Erregbarkeit mit den Qualitäten Wut und Ärger, Selbstaggression, Aggressionshemmungen und Ermittlung eines Gesamtwerts) die aktuelle Aggressivität. Anhand einer weiteren Skala wird die Offenheit ermittelt, welche Auskunft darüber gibt, ob ein Proband sich zu unkritisch sieht und insofern die Ergebnisse nur mit Vorsicht interpretierbar sind.

Dadurch, dass die Teilnehmer diesen Fragebogen vor und nach dem Training ausfüllen, soll ein Vergleich zur Rückmeldung über den Erfolg des Trainings erfolgen.

Erfahrungen des ersten Trainings 2008

Das erste A-B-T in der JVA Euskirchen begann im Februar 2008 mit einer Teilnehmerzahl von sieben Personen an. Ein Inhaftierter wurde während der laufenden Maßnahme entlassen und konnte an dem weiteren Training nicht mehr teilnehmen. Ein weiterer Inhaftierter wurde verlegt, somit wird das Training voraussichtlich im November mit einer Teilnehmerzahl von fünf Personen abgeschlossen werden können. In der Gruppe befanden sich zu Beginn zwei Personen, die sich mit den Ursachen der Gewalttätigkeit schon auseinandergesetzt hatten und insofern die Rolle des Co-Trainers unterstützen konnten. Ein Beteiligter kennt sowohl die Opfer als auch die Täterposition. Vier der Beteiligten hatten als Jugendliche schon einmal an einem AGT teilgenommen. Das Alter der Teilnehmer lag zwischen 23 und 32 Jahren. Fünf der Beteiligten waren deutscher Nationalität, zwei Teilnehmer sind in Deutschland sozialisierte Ausländer. Insofern bestand die erste Gruppe aus einer guten Mischung verschiedener Ansichten, was die Gruppendiskussionen sehr belebte.

Der Druck, der auf die Teilnehmer ausgeübt werden musste, damit sie an dem Training teilnehmen (es kam vor, dass die Arbeit als Ausrede diente und die Teilnehmer an ihre Absprache erinnert werden mussten), wurde insgesamt mit relativ wenig Murren akzeptiert. Fehlzeiten kamen selten vor.

Die Teilnehmer schonten sich gegenseitig nicht. Durch die Aggressionsanamnese, die Kosten-Nutzen-Analyse und die Rollenspiele fanden Konfrontationen mit dem gewalttätigen Verhalten statt. Die Teilnehmer mussten die Provokationen der anderen Teilnehmer und der Trainer aushalten und erhielten entsprechende Rückmeldung über ihr Auftreten in diesen Situationen. Ein Auffangen eines Teilnehmers nach einer Sitzung war theoretisch möglich, aber nicht notwendig; die Teilnehmer konnten die Sitzungen gut von ihrem Alltag abstrahieren.

Sehr positiv ist die gute Mitarbeit der Inhaftierten zu bewerten. In vielen Fällen brachten sie sich intensiv ein und zeigten, dass sie sich mit dem Thema beschäftigt hatten. Während es zunächst eine harmonische Annäherungsphase gab, konnte im Verlauf die Tendenz beobachtet werden, das deviante Verhalten als typisch für das Umfeld zu rechtfertigen und der Vorstellung Ausdruck zu verleihen, dass dieses Verhalten normal ist. Dies erforderte immer wieder eine Einheit, in der metakommuniziert wurde.

Insgesamt ist zu resümieren, dass das Training bei den Teilnehmern viele Gedankenanstöße gegeben hat. Die Inhaftierten erleben bei sich selber, dass es Alternativen gibt, den Alltag so zu strukturieren, dass Aggressionen einen anderen, nämlich deutlich niedrigeren Stellenwert erhalten. Auch konnten verschiedene Teilnehmer berichten, dass sie in bedrohlichen Situationen anders reagiert haben.

Die Grenze des Trainings ist erreicht, wenn die Teilnehmer eine eigene Entscheidung, sich von gewalttätigem Verhalten abzuwenden und in Zukunft Provokationen aus dem Weg zu gehen, nicht verinnerlicht haben. Das Training kann Wege aufweisen, gehen müssen die Teilnehmer diese selber.